Die Chronik

1912 – 1919

Am 12. März 1912 bestätigte der damalige Bürgermeister Rauch durch Unterschrift und Dienstsiegel die am 6. März 1912 von Pfarrer Fett vollzogene Vereinsgründung. In der ersten Generalversammlung, die am 30. Juni 1912 stattfand, konnte der Gründer des Vereins schon 64 Mitglieder begrüßen. Hier wurden in den Vorstand gewählt: Franz Kaiser als 1. Vorsitzender, Heinrich Rauch als Schriftführer,Johannes Rauch als Kassierer und Pfarrer Fett als Turnwart. <br />Als Sportarten sollten Geräteturnen und Freiübungen aufgenommen werden. Die Beschaffung der Turngeräte wurde durch Spenden der Vereinsmitglieder und durch besondere Zuwendungen des Landrates in Höhe von 20 Reichsmark ermöglicht. Hieran ist zu ermessen, von welchem Geist und Idealismus die Männer des neuen Vereins beseelt waren. Bereits im Juni 1913 stellte der Verein eine Barrenriege und Wettturner für das Gauturnfest in Frankenberg.&nbsp;Hier wurden die ersten Siege errungen, denn der abgestellte Wettturner sowie die erste Musterriege konnten einen Preis mit nach Hause nehmen. Nach einem Beschluss der Generalversammlung vom 11. Januar sollten im kommenden Jahr die „volkstümlichen Übungen“ mehr zur Geltung kommen. Es war hier besonders gedacht Stabhochsprung, Kugelstoßen, Tauziehen, Stabübungen und Weitsprung. Im Winter 1912 und 1913 wurde jeweils ein Schauturnen veranstaltet. In diese Aufwärtsentwicklung des jungen Vereins schlug dann unerbittlich die harte Faust des 1. Weltkrieges und drohte zu vernichten, was bisher in mühevoller Kleinarbeit geschaffen worden war. Mit Beginn des Krieges kam das gesamte Vereinsleben zum Erliegen und ruhte bis November 1919.  Von den am Krieg teilnehmenden Vereinsmitgliedern kehrten 11 nicht mehr zurück.

1919 - 1945

Nach Kriegsende war es wieder Pfarrer Fett, der wieder die Initiative ergriff und die Jugend zu zur sportlichen Betätigung aufrief. So konnte der Turnverein in seiner ersten Versammlung am 23. November 1919 33 aktive und 27 passive Mitglieder verzeichnen. Zum 1. Vorsitzenden wählte man den Motor des „Vereins“, Pfarrer Fett. Mit großer Begeisterung, Energie und Fleiß gingen die in den Kriegsjahren herangewachsenen Jugendlichen daran, ihren Vorbildern nachzueifern. Bereits 1920 nahm eine Abordnung am Gauturnfest in Gießen teil&nbsp; und am 1. Juli 1921 richtete der junge Verein das Bezirksturnfest aus, von dessen Erlös die heute noch vorhandene Vereinsfahne erworben wurde. <br />Beim 10-jährigen Stiftungsfest an Pfingsten 1922 schlug die Geburtsstunde des Fußballs in unserem Verein. Im Protokollbuch ist am 23. April 1922 unter Punkt „Verschiedenes“ vermerkt:„Das Fußballspielen ist für jeden Sonntagmorgen festgesetzt.“ Da kein Fußballplatz existierte, nutzte man jede geeignete Wiese. Seitens des Turnvereins erfuhr die neue Sportart keine Unterstützung, den erstens sah man eine sportliche Konkurrenz und zweitens galt der Fußball als „proletarischer Sport“. Die Folge war, dass die Anhänger des Fußballs ihr Vorhaben bald wieder aufgeben mussten. In den folgenden Jahren konnte das Vereinsleben nur unter größten Anstrengungen&nbsp;aufrecht erhalten werden, da notwendige Anschaffungen wegen der Inflation unterbleiben mussten oder zurückgestellt wurden. Am Ende der zwanziger Jahre hatten sich die jungen Turner mit dem Handballspiel vertraut gemacht. 1930 belegte die 1. Mannschaft den Spitzenplatz in der B-Klasse. Leider setzte sich diese Sportart in der Folgezeit nicht durch und man wechselte 1932 wieder&nbsp;zum Fußball über. Doch auch die Fußballbegeisterten bekamen bald wieder einen Dämpfer. Auf Grund der politischen Verhältnisse war ab 1933 an ein freies Vereinsleben nicht mehr zu denken und so wurde der aktive Sportbetrieb vollständig eingestellt. <br />1938 versuchte man nochmals, im Rahmen der von „oben“ verordneten Zusammenlegung, den Spiel- und Sportbetrieb wieder in Gang zu bringen. Alle Bemühungen waren jedoch vergebens, der Turnverein stand ohne Aktive da. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges war das Vereinsleben endgültig vorbei. Der größte Teil der Mitglieder wurde zum Kriegsdienst herangezogen. 28 junge Männer kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück.

1946 - 1962

Im Spätsommer 1945, nach diesem verheerenden Krieg, wurden erste Versuche unternommen, mit dem runden Leder wieder Sport zu treiben. Unter dem Druck der damaligen Besatzungstruppen stehend, fanden sich einige mutige Männer, die vorsichtige Schritte zur Vereinsbildung unternahmen. Heinrich Hartung und Konrad Fischer erwirkten bei der Militärregierung die Widergründung des Vereins.  Bei der Gründungsversammlung waren 50 Personen anwesend, die den neuen Vorstand wählten: 1. Vorsitzender Heinrich Hartung, 2. Vorsitzender Konrad Fischer, Schriftführer Heinrich Peil, Kassenwart Hans Hormel. Diese gewählten Vorstandsmitglieder konnten erst nach erfolgter Überprüfung durch die Militärregierung ihre Arbeit aufnehmen. Damit waren die größten Schwierigkeiten noch nicht überwunden. Die Jugend wollte Fußballspielen, aber es fehlte an allem. Die Beschaffung von Fußbällen, Schuhen, Trikots usw. schien unmöglich. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Aus Fahnentuch, das noch reichlich vorhanden war, wurden Trikots und Hosen genäht. Fußballschuhe und Bälle erwarb man im damals blühenden Tauschhandel.&nbsp;In wenigen Wochen wurden zwei Fußballmannschaften aufgestellt und die ersten Freundschaftsspiele mit den Nachbarvereinen durchgeführt. Wohl wurde dem Verein von der Gemeinde ein Sportplatz zur Verfügung gestellt. Dieser entsprach  aber keineswegs den Erfordernissen, noch weniger den Bestimmungen. Beim Ausbau des Platzes im Jahre 1932 griffen die Vereinsmitglieder zu Hacke und Schaufel, um eine einigermaßen brauchbare Spielfläche herzustellen. Auch die Jugendlichen wollten nun den „Großen“ nacheifern und so wurden 1947 je eine Schüler- und Jugendmannschaft gebildet. Selbst die weibliche Jugend wollte nicht nachstehen und begann mit dem Handballspiel. Da es an Interesse mangelte, konnte allein der Turnbetrieb nach verheißungsvollem Beginn nicht aufrecht erhalten werden. Im Gegensatz dazu nahm der Spielbetrieb bei den Fußballern nun mehr und mehr Fahrt auf. In Freundschaftsspielen maß man seine Kräfte auch mit höherklassigen Gegnern. Gegen die Sportvereinigung 1900 Gießen und den FC Styrum musste man aber deutlich Federn lassen. In den folgenden Jahren nahmen Sportler unseres Verein sogar an leichtathletischen Wettkämpfen teil. Der damals erfolgreichste Läufer in der Jugendklasse, unser Ehrenmitglied Herbert Hartung, ist auch heute noch aktiv. Pfingsten 1952 feierte der TSV Wittelsberg sein 40-jähriges Stiftungsfest. Unbestrittener Höhepunkt des Festes war der Besuch der Meidericher Fußballer, die heute als MSV Duisburg bekannt sind. Der Gast aus der damaligen höchsten deutschen Spielklasse demonstrierte gegen eine A-Klassenauswahl des Kreises Marburg seine hohe Spielkunst. In den darauf folgenden Jahren stagnierten die Leistungen der Seniorenfußballer. Dafür entschädigte aber die Jugendmannschaft mit guten Leistungen. Die hervorragende Arbeit im Nachwuchsbereich verhalf dem Verein erstmals zu einer Meisterschaft. Man stieg in die A-Klasse auf. Im Jahre 1962 feierte der TSV Wittelsberg sein 50-jähriges Jubiläum. Dieses Fest kann ohne Übertreibung als ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte seit der Gründung bezeichnet werden. Ein reichhaltiges Programm mit vielen Attraktionen, wie z.B. ein Turnier mit internationalen Militärmannschaften, Hubschrauberflügen&nbsp;und der Besuch des Mittelstürmers der Berner Weltmeisterelf, Ottmar Walter, waren Bestanteile einer großartigen Veranstaltung.

1963 -2002

Im Jahre 1963 wurde aufgrund von Spielermangel im Nachwuchsbereich eine Jugendspielgemeinschaft mit dem RSV Heskem gebildet. Sie bestand nur wenige Jahre, konnte aber manch schönen Erfolg verzeichnen. 1964 begannen größere Baumaßnahmen auf unserem Sportgelände. Gegen die ständig vorrutschenden Erdmassen im oberen rechten Bereich des Platzes wurde mit viel Aufwand und Eigenleistung eine Stützmauer errichtet. Im gleichen Jahr vollendeten die Mitglieder das Vereinsheim, das mit Duschmöglichkeiten ausgestattet war, eine viel bestaunte Neuerung im heimischen Raum. Die Neueinteilung der Spielklassen ergab, dass unsere Mannschaft, nach kurzzeitiger Zugehörigkeit zur A-Klasse Nord, wieder der A-Klasse Marburg zugeteilt wurde. Mit seinem neuen Trainer Paul Brockschrieb der TSV Wittelsberg ein Stück Fußballgeschichte. Bereits 1967 gelang erstmals der Aufstieg in die Bezirksklasse. Doch die Mannschaft musste gleich im ersten Jahr ihrer Zugehörigkeit erkennen, dass in der höheren Klasse auch ein anderer Wind weht. So konnte der sofortige Abstieg erst nach drei (!!!) Entscheidungsspielen (1:1, 1:1, 2:0) gegen den FV Cölbe verhindert werden. 1971 stieg man allerdings wieder ab. Unser bester Stürmer, Heinz Wagner; wechselte zum VfB Gießen und brachte es auf Grund seiner Torjägerqualitäten zum mehrmaligen Hessenauswahlspieler. Ebenfalls in das Jahr 1971 fiel die Gründung der bis zum heutigen Tag bestehenden Jugendspielgemeinschaft mit Beltershausen und Moischt. Ein Jahr darauf, beim 60-jährigen Jubiläumsfest, war das Spiel des VfB Gießen gegen den FC Mühlheim-Styrum aus der Regionalliga West der sportliche Höhepunkt der Veranstaltung. Die Gründung der AH-Abteilung fällt in das Jahr 1973. 1974 errang unsere erste Mannschaft unter ihrem Trainer Kurt Sauer die A-Klassenmeisterschaft, musste aber schon nach einer Saison wieder absteigen. Sofort nach dem Abstieg ging der damalige Vorstand daran, die Mannschaft entscheidend zu verstärken. Nach erfolgreichen Jahren beim VfB Gießen kehrte Heinz Wagner als Spielertrainer zurück und schaffte in der Saison 75/76 mit der Mannschaft ungeschlagen den sofortigen Aufstieg. Damit wurde die wohl erfolgreichste Zeit des TSV Wittelsberg eingeleitet. Zeitgleich mit dem Gewinn der Meisterschaft erfolgte der Ausbau der Sportplatzes zu einem Tennenplatz, wieder unter dem tatkräftigen Einsatz der Mitglieder. Besonders erwähnenswert aus dieser Zeit sind die großartigen Erfolge&nbsp;in den Hessenpokalspielen. 1977 und 1980 errang die TSV-Elf jeweils den Kreis- und den Großkreispokal. Mit einem 2:0 Sieg gegen den Landesligisten Burgsolms gelang vor einer großen Zuschauerkulisse der Einzug unter die letzten acht Mannschaften auf Landesebene. Die Teilnahme an der&nbsp; Hauptrunde des DFB-Pokals wurde knapp verpasst, denn man verlor unter äußerst unglücklichen Umständen mit 0:3 nach Verlängerung bei den Amateuren des FSV Frankfurt. In den Jahren 1982/83 wurde das bestehende Vereinsheim erheblich vergrößert und auch im sportlichen Bereich tat sich einiges. Eine zweite Gymnastikgruppe wurde gebildet und die neu gegründete Herrenvolleyballmannschaft erreichte zweimal hintereinander den Aufstieg in die nächst höhere Klasse. Seit dieser Zeit beteiligt sich auch die Damenvolleyballmannschaft sehr erfolgreich am Spielbetrieb. Sie spielt seit der Saison 99/00 in der Landesliga.& Nachdem unsere Fußballmannschaft 1985 noch an das Tor zur Landesliga geklopft hatte, stieg sie im Jahr darauf ab. Auch in der neuen Spielklasse lief nicht alles nach Wunsch, der erneute Abstieg konnte aber zunächst vermieden werden. Ein Jahr später ging es sportlich dann rapide abwärts. Bedingt durch den Abgang zahlreicher Spieler fand man sich in der untersten Klasse wieder. Nur unter dem Einsatz aller noch verfügbaren Kräfte konnte der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden. Hierbei sind vor allem die AH-Spieler hervor zu heben. Nach dem zweiten Jahr in der B-Klasse hatte man sich für die A-Liga Süd qualifiziert. In der Saison 97/98 schaffte unsere 1. Mannschaft unter ihrem Trainer Andreas Stengel überraschend den 2. Tabellenplatz in der A-Liga Süd und konnte sich in drei begeisternden Relegationsspielen&nbsp;den Aufstieg in die Bezirksklasse sichern. Leider genoss man die Bezirksligaluft nur eine Saison. In den Entscheidungsspielen um den Klassenerhalt konnte sich unsere Elf nicht behaupten und stieg wieder ab. Doch bei der Einführung der eingleisigen A–Liga Marburg in der Spielrunde 01/02 gehörte man dazu. Seit der Saison 2001/02 bildet der TSV Wittelsberg mit der Spvgg R.-Holzhausen eine Fußballspielgemeinschaft. Die neue FSG hat sich bisher in der eingleisigen A-Liga Marburg recht gut behaupten können und belegt am Rundenende einen sicheren Mittelplatz. Mit der Fertigstellung&nbsp; des neuen Vereinsheims im Jahr 1998 und der Umwandlung des Hartplatzes zu einem Rasenplatz in 2002 hofft der Verein, entscheidende Impulse für die nächsten Jahre gegeben zu haben. Die überragende Beteiligung bei der Verwirklichung dieser Maßnahmen durch die Vereinsmitglieder und viele Wittelsberger Bürger lässt die Verantwortlichen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

2004

Gründung der Herzsportgruppe

2008

Breitensport kommt durch den Unmut der Mitglieder (aufgrund finanzieller Probleme) nahezu vollständig zum Erliegen
Die Fußballabteilung büßt für zwei Jahre seine Re-serve ein

2009

Übernahme der Vorstandsarbeit durch einen von der Mitgliederversammlung eingesetzten Arbeitskreis.

2010

Wahl des aktuellen Vorstands, die Arbeit im Verein wurde mit minimalen Mitteln fortgesetzt.

2011

Bau der Flutlichtanlage, Abstieg der ersten Mann-schaft in die B-Liga.